Mit dem Militärputsch in Myanmar am 1. Februar 2021 haben Gewalt, Wut und Fassungslosigkeit Einzug bei Millionen friedlich lebender Menschen gehalten und das ganze Land in eine tiefe Krise gestürzt. Nichts ist mehr so wie es war und die Willkür des Militärs mit Tötungen von jungen Demonstrierenden wie auch der wirtschaftliche Absturz des Landes sorgen für Angst und Schrecken.
Seit Monaten beobachten wir die Lage und halten Kontakt mit unserem Team und unseren Freunden im Land. Leider verschlimmert sich die Situation zunehmend. Die öffentliche Infrastruktur liegt größtenteils brach. Ein Großteil der Behörden ist nicht funktionsfähig, der Bankensektor trudelt und auch das Gesundheitssystem funktioniert nur rudimentär. Für die Menschen in unserem Einsatzgebiet im Irrawaddy Delta heißt dies konkret, dass die Bankautomaten meistens nicht funktionieren und es für die lokale Bevölkerung schwierig ist, an Bargeld zu kommen. Genehmigungen von Behörden sind derzeit kaum zu erhalten. Das Krankenhaus in Bogale hat wieder geöffnet, aber es funktioniert nur im sehr eingeschränkten Modus. Der Alltag ist für die Menschen schwierig geworden und alle Pläne und Hoffnungen für die Zukunft sind jäh gestoppt worden.
Dies merkt man auch deutlich an der Stimmung unseres Teams, das trotzdem versucht, das Beste aus der Lage zu machen und für die Patienten da zu sein. Derzeit liegt das Boot in Bogale an der Anlegestelle und behandelt die lokale Bevölkerung. Bald schon werden wir aber wieder in die Dörfer fahren und medizinische Versorgung in die abgelegenen Landesteile bringen.
Wie sich die Lage im Land weiterentwickeln wird, ist schwer einzuschätzen. Das Militär versucht, seine Macht zu stabilisieren. Ein Schachzug ist das Verbot der demokratischen Partei NLD. Jedoch beginnt auch die Gegenbewegung sich langsam zu wappnen und versucht sich mit den schon lange bewaffneten ethnischen Gruppierungen im Lande zu verbünden. Dies zeigt sich auch in immer heftigeren Kämpfen in diversen Staaten wie z.B. dem Chin Staat. Gleichzeitig hört man von Deserteuren aus der Armee.
Wir beobachten weiterhin die Lage und werden künftig regelmäßig die aktuellen Entwicklungen berichten. Interessante Artikel für diese Woche sind zu finden unter:
